Mittwoch, 23. Juni 2010

Verdammnis (7/10)

Verdammnis (Review)

  • Beschreibung: Mikael Blomkvist wird von einem jungen Journalisten eine brisante Story für sein Magazin Millennium angeboten. Seit Jahren sollen sich namhafte Würdenträger an jungen russischen Frauen vergehen, die zur Prostitution gezwungen werden. Blomkvist weiß nicht, dass auch Lisbeth in der Sache recherchiert. Sie findet heraus, dass ihr ehemaliger Vormund in die Machenschaften verwickelt ist. Als dieser tot aufgefunden wird, steht Lisbeth unter Verdacht.
Kritik: Im ersten Teil der „Millenium-Trilogy“ wurde bereits ein Blick auf die Persönlichkeiten der Charakteren Mikael Blomkvist (Michael Nyqvist) und Lisbeth Salander (Noomi Rapace) eingegangen. Zwar spielt Rapace als Hackerin in „Verblendung“ nur die 2. Geige, dennoch ist in Wahrheit, sie der heimliche Star des Films. In den Sequels „Verdammnis“ und „Vergebung“ ist eine zusammenhängende Story erzählt und rückt die geheimnisvolle Lisbeth Salander in den Vordergrund. Leider scheint Regisseur Daniel Alfredson nicht viel mit ihr Anfangen zu können. Obwohl die Story von „Verdammnis“ deutlich interessanter und spannender ist als die von „Verblendung“, hat der Film eher den Anschein ein Schrein der Bewunderung zur weiblichen Hauptfigur zu sein.

Während die Romane hier nun stetig die Spannung steigern und ihre Charaktere immer mehr in den Mittelpunkt des Verbrechenssumpfs drängt, schlägt sich dieses Plus in dem Film nur partiell nieder. Daniel Alfredson, der die Regie von Niels Arden Oplev übernahm, fällt visuell dem ersten Teil weit zurück. Während Oplev Bilder in höchster Qualität an die Leinwand bringt, ist bei Alfredson das ganze einfach nur noch durchschnittlich. Öfters kommt einem „Verdammnis“ eher wie ein TV-Krimi vor. Vor allem in der ersten halben Stunde macht sich das negativ bemerkbar. Das einzige Stilmittel, das Alfredson in dieser Zeit ausdauernd nutzt, sind Close-Ups. Negativer Höhepunkt ist eine Gesprächsrunde in der Redaktion von Millennium, bei der einfach nur sprechende Köpfe abgefilmt werden.

Die Bewunderung vom Regisseur zur Hauptdarstellerin zeigt sich sehr offen. So bleibt die Kamera mehrere Male länger an Noomi Rapace hängen, wie nötig. Einziger Vorteil hierin ist, dass Rapace so ins Bild gerückt wird. Darin entstehen dann Höhepunkte wie die Motorradfahrt durch die Wälder Schwedens und die Aufnahmen von Lisbeth, die sich auf ihre Achselhaare fokussiert. Das Grundthema von Larssons Roman-Trilogie ist „Männer, die Frauen hassen und eine Frau, die erbarmungslos zurückschlägt“ wird hier noch einmal deutlich klar gemacht.

Jonas Frykberg hatte viel Arbeit vor sich, da er als Drehbuchautor den noch komplexeren 2. Band kürzen und auf die Filmlänge anpassen musste. In „Verblendung“ waren es noch eine kleine Zahl Charaktere, so hatte er hier noch einen Haufen neuer, die jeweils ihre eigenen Erzählstränge besaßen. Hier wurde radikal mit dem Rotstift gestrichen. Was im Buch noch zwielichtig rüber kommt, fällt hier gänzlich der Zensur zum Opfer. Für den Zuschauer ist Lisbeth bereits zu beginn des Filmes unschuldig. Die unabdingbare Verschlankung ist dennoch gut gelungen.

Noomi Rapace = Lisbeth Salander. Rapace erdet die Performance zumindest soweit, dass die Figur dennoch zu einem realistischen Superhelden wird: eine Frau, die den Hass der Männern auf diese zurücküberträgt und nun alles, was sie selbst erleiden musste, mit doppelter Münze heimzahlt. Sie ist die klar dominierende Figur des Films, der aufrechte Journalist Blomkvist kaum noch mehr als ein Zuträger.

Fazit: „Verdammnis“ reicht trotz starker Besetzung und denselben Score nicht an die Frische des ersten Teils heran. Trotz der Spannenderen Story verliert sich der Film einfach in seiner wenig inspirierten Visuellen Umsetzung. Auch wenn Noomi Rapace hervorragend den Männern in den Hintern tritt und hoch fasziniert.

7/10 Punkte… (Originaltitel: Flickan som lekte med elden, wörtliche Übersetzung: Das Mädchen, das mit dem Feuer spielte)

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