Montag, 7. Februar 2011

Black Swan (10/10)

Black Swan (Review)

  • Beschreibung: Primaballerina Nina will unbedingt die Doppelrolle als weißer und schwarzer Schwan in der neuen "Schwanensee"-Produktion. Die Konkurrenz mit der Mutter, die ihre Tänzerinnenkarriere wegen der Schwangerschaft mit Nina aufgeben musste, schürt noch Ninas eigenen Ehrgeiz. Doch Kolleginnen und Chef werfen Nina einen Mangel an Sex-Appeal vor. Nach einem Biss beim Kuss vom Chef bekommt sie die Traumrolle unverhofft doch. Ihre Freude ist nur kurz, glaubt sie ihre Position als Star der Truppe gefährdet - insbesondere durch das neu engagierte Talent Lilly, die viel lockerer als sie selbst ist und sie verführt.
Kritik: Bei den 67. Filmfestspielen von Venedig hatte „Black Swan“ seine Premiere. Hier gab Darren Aronofsky an, dass sein neuer Film eine Parallele zu „The Wrestler“ sei. Nun muss man bedenken, dass Wrestling eine Showsportart ist in der 2 Haudegen aufeinander einprügeln, was auch des öfteren blutig verlaufen kann. „The Wrestler“ zeigte damals die Schattenseiten des Sports und zog diesem sogar die Hosen runter. Das Mysterium um die Schaukämpfe war endgültig gelüftet. In „Black Swan“ macht Aronofsky dasselbe. Er zeigt die hintergründe zum Ballett und leuchtet diese schonungslos aus. Allerdings hat der Film eine Psycho-Mystery-Thriller Geschichte, die sich sehr gut in das gesamte Konzept hineinpasst.

Die Melodie zu „Schwanensee“ ist bekannt. Die Inhalte des Stücks sind weltweit bekannt, auch wenn die Enden sich oft unterscheiden. Aber für die jenigen die den Stoff nicht kennen wird von Vincent Cassel, der Thomas Leroy spielt, kurz und knapp erzählt. Eine Prinzessin wird in einen weißen Schwan verwandelt, doch nur die Liebe eines Prinzen kann sie befreien. Die dunkle Seite der Prinzessin, der schwarze Schwan, verführt jedoch den Prinzen. Am Ende stirbt in den meisten Versionen die Prinzessin.

Nina, gespielt von Natalie Portman, lebt den weißen Schwan. Sie spielt diesen Perfekt. Was viel Disziplin erfordert. Privat lebt sie jedoch noch in ihrem Kinderzimmer. Beziehungen hatte sie bereits längere Zeit keine mehr. Ihr Alltag verläuft vom Ballett-Training direkt nach Hause zu Mama. Ihre Konkurrentin Lily ist jedoch das genaue Gegenteil. Tattoos über den Körper, schwarze Kleidung, Nikotin Laster, Drogen Konsum und wechselnde Partner. Der Zuschauer erkennt hier sofort, das Gute und das Böse durch Weiß und Schwarz.

Aronofsky bringt gekonnt visuelle Effekte ein um das Mysterium um den Schwarzen Schwan immer auf hohem Niveau zu halten. Deshalb sind kaum schwächen in den Thriller stellen vorhanden. Wie Alfred Hitchcock setzt er viele Suspense Momente ein um auch den Drama-Part anzureichern. So wird läuft Nina immer wieder ihrer Konkurrentin entgegen oder sieht Fratzen. Er huldigt das Ballet während er es gleichzeitig zerstört. Es sind immer wieder Parallelen zu „The Wrestler“ erkennbar. Sei es die Szenen in den Umkleidekabinen oder die Wunden die man beim Ballet und im Wrestling erleidet. Schön für den Zuschauer, doch auch mit vielen Opfern verbunden. Immer wieder knacken Knochen und auch reichlich Blut ist zu sehen. Gekonnt kombiniert Aronofsky die dokumentarisch wirkende Handkamera-Einstellung mir dem visuellen Horroranimationen. Die Schwanensee-Musik reicht hier deutlich für einen guten Score und lässt den Zuschauer mitreißen.

Die Schauspielerin hatte also genug Zeit, sich auf die Rolle vorzubereiten. Und diese hat sie ohne Frage auch genutzt. So griff sie ein Jahr vor den Dreharbeiten ihr bereits in der Jugend begonnenes Ballett-Training wieder auf. Und sechs Monate später stieg sie in ein den Profis nachempfundenes, täglich mehrstündiges Training ein. Dieser Einsatz zeigt sich auch auf der Leinwand. Hier wurde nicht nur die Schauspielerin, sondern auch die Athletin Natalie Portman gefordert. Wie schon Mickey Rourke in „The Wrestler" geht sie an ihrer körperlichen Grenzen, was Aronofsky schonungslos aufzeigt. Portman steht im Mittelpunkt des Films und trägt den Thriller sogar in jenen Momenten, in denen Aronofsky der Spannungsaufbau nicht so recht gelingen will. Vincent Cassel, der wie Portman bereits in der Jugend eigene Ballett-Erfahrungen gesammelt hat, gibt eine Mischung aus Chauvi und künstlerischem Exzentriker, der seinem Star auch mal die Hausaufgabe aufgibt, sich selbst zu befriedigen. Mila Kunis hat als die dunkle Rivalin nicht viel zu tun, wechselt aber mühelos zwischen offen-diabolisch und verschlagen-freundlich. Altstar Barbara Hershey muss ein wenig darunter leiden, dass ihr Aronofsky neben der übermotivierten Mutter noch eine zweite Ebene anvertraut, die sie als mysteriöse Bedrohung ihrer Tochter erscheinen lässt. Winona Ryder hat zwar kaum Leinwandzeit, ist aber in ihren drei entscheidenden Szenen so grandios wie zu jenen Zeiten, in denen sie zwei Mal für den Oscar nominiert wurde.

Fazit: Black Swan ist ein grandioser Film, der einen von beginn an mitreißt. Ein Film bei dem man am Ende noch eine Weile inne hält und solch ein Meisterwerk erst mal im Kopf ordnen muss. Denn immerhin geht er schon sehr tief in die Psyche und lässt einen auch nach Stunden nicht vergessen.

10/10 Punkte… Jetzt schon ein Film des Jahres mit Oscar Garantie.