Montag, 21. Juni 2010

Verblendung (8/10)

Verblendung (Review)

  • Beschreibung: Seit Jahren bekommt der 82jährige Industrielle Henrik Vanger per Post eine gepresste Blüte hinter Glas zum Geburtstag. Seine Nichte Harriet machte ihm dieses Geschenk erstmals vor 43 Jahren und verschwand kurz darauf spurlos. Vanger bittet den gescheiterten Journalisten Mikael Blomkvist zu recherchieren. Und je tiefer Blomkvist - unterstützt durch die junge Computerhackerin Lisbeth Salander - die Vangersche Familiengeschichte erforscht, umso mehr grauenvolle Details treten zutage.
Kritik: Stieg Larsson verstarb am 09. November 2004 an den Folgen eines Herzinfarktes im Alter von 50 Jahren. Bis dato waren 3 von 10 geplanten Bände rundum über den Wirtschaftsjournalisten Mikael Blomkvist vollständig fertig gestellt. So wie 3 weitere Manuskripte und Exposes, um die ein erbitterter Rechtsstreit tobt. Die ersten 3 Teile wurden Posthum veröffentlicht und erhielten mehrere Preise. Der erste Band „Verblendung“ war 2008 das bestverkaufte Buch der EU. Leider konnte Stieg Larson diesen Erfolg nicht mehr erleben.

Die Kinoadaption und der Auftakt der Reihe wurde von Niels Arden Oplev (Der Traum) umgesetzt. Wie es jedoch bei fast jeder Buchverfilmung der Fall ist, wurde auch hier einiges gekürzt und an einigen Stellen vereinfacht. Jedoch ging die Atmosphäre der Vorlage nicht verloren. Ein besonderes Schmuckstück hat Oplev mit Noomi Rapace an Land gezogen, die sich als die ideale Besetzung für Lisbeth Salander herauskristallisiert. Sie avanciert hier zur interessantesten Figur der jüngeren Krimigeschichte der letzten Jahre.

Bei Buchverfilmungen müssen sich die Drehbuchautoren des öfteren Gedanken machen, wie nah sie sich an der Vorlage halten möchten und wie frei sie mit ihr umgehen dürfen. Die beiden Autoren Nikolaj Arcel und Rasmus Heisterberg halten sich so weit es geht an die Romanvorlage und nehmen sich daraus alle wichtigen Etappen heraus. Die Kürzungen und Vereinfachungen sind unvermeidbar fallen jedoch im Film nicht auf. Nur Kenner der Buch-Reihe werden merken, dass hier und da Handlungsstränge leicht verändert worden sind. So sind zum Beispiel die Zeiten halbiert worden und die ersten Fortschritte die Blomkvist im Film macht sind relativ schnell über die Bühne. Private Hintergründe der Figuren sind ein wenig vereinfacht und verändert. Die im Buch erzählten sexuellen Abenteuer sind im Film nur angedeutet. Auch Figuren werden zusammengelegt oder gänzlich gestrichen. So findet auch das Zusammentreffen von Blomkvist und Salander in einer geänderten Form statt. Doch die Geschichte der Bücher bleibt der Film treu. „Verblendung“ ist nicht nur ein düsterer Thriller über grausame Verbrechen, sondern auch ein Film über die Beziehung eines ungleichen und höchst ungewöhnlichen Ermittlerduos.

Lisbeth Salander ist die heimliche Hauptfigur. Obwohl der Beginn aus der sicht von Blomkvist erzählt wird, beobachtet und spioniert sie ihn aus und unterstützt ihn dann später bei seiner Arbeit an dem Fall. Zu dem rückt immer mehr ihr Leben in den Mittelpunkt einer von ihr grausamen ausgeführten Tat aus der Vergangenheit. So weist auch der Film immer mehr auf den 2. Teil „Verdammnis“ vor.

Die Atmosphäre setzt Regisseur Arden Oplev stark vor und gibt dem Film die größte Stärke. Diese sind eindeutig Qualitativ hochwertig und bieten einen besonderen Kinogenuss. So ist es auch kein Wunder, dass die beiden Fortsetzungen auch für das Kino folgten und 2010 in Deutschland erschienen.

Mit der noch recht unbekannten Noomi Rapace wurde eine hervorragende Besetzung für den außergewöhnlichen Charakter der Lisbeth Salander gefunden. Rapace ließ sich für die Rolle mehrere Piercings stechen, absolvierte viel Krafttraining und lernte Motorradfahren. Nun spielt sie den physisch und psychisch anspruchsvollen Part derart überzeugend, dass man ab jetzt beim Lesen der Bücher immer sie vor Augen haben wird. Sie versteht es ebenso vorzüglich, die große Verletzlichkeit ihrer Figur darzustellen, wie die explosive Energie und den großen Hass, den sie immer wieder in nur wenigen Sekunden auf ihr Gegenüber entwickelt. Da wischt man schnell beiseite, dass Rapace ein wenig mehr weibliche Rundungen als Romanfigur Salander besitzt, deren Statur im ersten Teil noch als die eines 14-jährigen Jungen beschrieben wird. Michael Nyqvist ist zwar ein routinierter Schauspieler des schwedischen Kinos, jedoch im Schatten der großartigen Noomi Rapace.

Fazit: Ein Roman und eine Verfilmung die nahtlos fortgeführt wird. In den skandinavischen Ländern wurde der Film zum Kinohit des Jahres und erhielt auch mehrere Preise. Am Ende will man mehr vom Duo Salander/Blomkvist und freut sich auf die beiden Fortsetzungen.

8/10 Punkte… (Originaltitel: Män som hatar kvinnor, wörtliche Übersetzung: Männer, die Frauen hassen)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen