Freitag, 25. September 2009

Martyrs (8/10)

Martyrs (Review)


  • Beschreibung:
    Nur durch Zufall kann die junge Lucie (Mylène Jampanoï) jenem Folterkeller entkommen, in welchem sie von Unbekannten festgehalten und tagtäglich aufs Grausamste gequält wurde. Das psychisch gebrochene Mädchen wird deshalb in einem Kinderheim untergebracht, wo sie sich mit Anna (Morjana Alaoui) anfreundet.Jahrzehnte später glaubt Lucie, ihre ehemaligen Peiniger ausgeforscht zu haben, begibt sich zu deren Haus und startet einen gnadenlosen Rachefeldzug. Anna, die immer noch ihre einzige Freundin ist, steht ihr nach dem fürchterlichen Blutbad bei, wobei ihr Zweifel kommt, ob die Ermordeten tatsächlich die Folterknechte aus Lucies Kindheit waren. Schließlich wähnt sich Lucie von einer von einer bösartigen Kreatur verfolgt, die sie seit Jahren zu töten beabsichtigt.Das ganze Ausmaß der Wahrheit ist aber unmenschlicher, als es sich die rational denkende Anna überhaupt vorzustellen wagen könnte …

Kritik:
Noch härter, noch blutiger, noch krasser,… Martyrs. Jedes Mal versprechen uns die Macher, dass das aber nun wirklich „der härteste Film aller Zeiten“ sei. Ob nun Alexandre Ajas „High Tension“, die Nazifamilie in „Frontier(s)“ oder der Schwangerschafts-Schocker „Inside“. Letztendlich konnten auch die jungen französischen Wilden ihre Versprechen nur bedingt halten und der Genrefan wartet noch immer auf „diesen einen Film“, der weiter geht als alle anderen. Der sich tief in den Magen und die Seele bohrt und dort ein blutiges Chaos aus Entsetzen und Verstörung hinterlässt.

Pascal Laugiers „Martyrs“ ist nun „dieser eine Film“. Er meint es Ernst. Sogar Todernst.
Der Film ist schonungslos und extrem brutal. Wo andere selbst harte Filme abblenden, hält Laugier mit der Kamera voll drauf, selbst wenn Kinder ermordet werden. Trotzdem wirken diese Szenen nie voyeuristisch oder gar unterhaltsam. Die Gewalt wird so hart, abstoßend und widerlich gezeigt wie sie wirklich ist. Weder die Taten selbst noch die Motivation der Nebendarstellerin Lucie (Mylène Jampanoi) werden verherrlicht.
In „Martyrs“ geht es nicht um Sadismus. Das mag nun verwirrend klingen bei einem Film dessen Gewalt- und Folterszenen für Aufsehen sorgt. Doch ist hier der Regisseur nicht um Blutrausch oder einer sonstigen Triebbefriedigung interessiert. Hier wird Schmerz zur Wissenschaft und aus Folter System. Durch Schläge, Tritte, Schnitte und Demütigungen, in einem immer fortlaufenden Prozess wird hier die Hauptdarstellerin Anna (Morjana Alaoui), körperlich und geistig gebrochen. Dies geschieht in „Martyrs“ konsequent und lässt den Zuschauer fassungslos auf ein kaum noch menschliches Wesen, das einmal ein junges Mädchen war, blicken.

Der Film funktioniert aus nur einem Grund. Wäre Pascal Laugier so feige gewesen wie viele seiner Regie-Kollegen, die im letzten Moment gnädig abblenden und ihren geschundenen Protagonisten die Möglichkeit auf Erlösung einräumen, hätte „Martyrs“ nicht funktioniert. So aber trifft er mit der Wucht eines Dampfhammers – er zwingt uns hinzusehen, wenn wir wegsehen wollen. Er zeigt das Unzeigbare. Er inszeniert den Schmerz so unmittelbar, dass wir ihn körperlich mitfühlen. Das ist schwer zu ertragen, aber ehrlich und konsequent. So wie auch Gaspar Noes „Irréversible“, der die Vergewaltigung im Mittelteil nicht ausblendet, weil sie ein wichtiger Bestandteil der Geschichte ist. Wer die Qual begreiflich machen will, muss sie auch zeigen. Bis zur Schmerzgrenze und darüber hinaus.

Fazit: Ein Horrorfilm ist „Martyrs“ nicht. Er siedelt sich in die Liga der Terrorfilme, wie das original zu „Texas Chainsaw Massacer“. Sicher wird sein, dass er sich nicht so einfach aus den Gedanken verbannen lassen wird. Zartbesaitete sollten sich diesen Film nicht ansehen. Alle anderen raten wir… Ansehen auf eigene Gefahr.

08/10 Punkte… ungeschnitten und mit SPIO/JK Freigabe hierzulande auf DVD veröffentlicht. Eine kleine Sensation.

1 Kommentar:

  1. Mein Schocker 2010...hat man einen an der Klatsche wenn man Ihn mehr als einmal anschaut? :-)

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