- Beschreibung:
Lt. Aldo Raine befehligt einen Trupp jüdischer Soldaten, "Bastards" genannt, die hinter feindlichen Linien auf französischem Boden Angst und Schrecken unter deutschen Soldaten verbreiten. Unter britischem Kommando lassen sie sich für ein Himmelfahrtskommando einspannen, führende Nazis bei einer Filmpremiere in einem Pariser Kino zu töten. Die Betreiberin des Kinos, die junge Jüdin Shosanna Dreyfuss, hat eigene Pläne für den Abend: Vor Jahren ist sie eher zufällig verschont worden, als der als "Judenjäger" berüchtigte Oberst Hans Landa ihre Familie massakrierte. Jetzt will sie Rache.
„...die nennen ihn nicht Big Mac, sondern Le Big Mac…“, „…Irre explodieren nicht, wenn das Sonnenlicht sie trifft, ganz egal, wie irre sie sind!...“, „...Wackel mit dem großen Zeh!...“
Tarantino schafft es in nur einem Film mehr Szenen und Charaktere für die Ewigkeit zu schaffen, wie manch anderer Regisseur in seiner gesamten Karriere. Mit „Inglourious Basterds“ spielt, wie bei seinen anderen Filmen, die eigentliche Handlung stets eine untergeordnete Rolle. Diese läuft meist nebenher, ohne dass die Spannung des Films von ihr abhängig würde. Die Geschichte ist in gerade mal 5 Akten unterteilt, obwohl der Film eine stolze Länge von 2 ½ Stunden besitzt. Das funktioniert, weil fast jeder Darsteller grandios und ausnahmslos jeder Dialog die Schärfe eines Katana-Schwerts besitzt.
„Inglourious Basterds“ ist eine Hommage und eine Liebeserklärung an das Kino. Hier lässt Tarantino kein Detail aus und fügt gekonnt Film-Geschichte in seinen fiktiven Film hinzu. So sind nicht die Basterds die Hauptakteure. Sondern Shosanna (Mélanie Laurent) und ihr kleines Kino. Tarantino lässt es sich nicht nehmen, sie des Öfteren die Leiter zur Anzeigetafel des Kinos empor zu klettern um Filme der 1920er und 1930er Jahre zu huldigen. So steht dort in großer roter Schrift der Film „Die weiße Hölle vom Piz Palü“ von Georg Wilhelm Pabst. Auch in einem späteren Dialog, in dem Shosanna vor einem sichtlich erbosten Göbbels die Leistung Lilian Harveys lobt, ist von Tarantino bewusst gewählt. Der Zuschauer wird kaum wissen, dass sie zur NS-Zeit in Ungnade fiel, da sie einigen jüdische Kollegen die Flucht in die Schweiz verhalf. So ist es nicht verwunderlich, dass ein Kino das 3. Reich zu Fall bringt und somit ein vorzeitiges Ende des 2. Weltkriegs einleitet.
Aldo Raine ist ein Charakter der, wie bereits zu beginn der Review erwähnt, für die Ewigkeit geschaffen ist. Brad Pitt schafft in ihm einen Mann der sich, wie der kaum verständliche Zigeuner One Punch Mickey aus „Snatch“ oder dem Terrorist Tyler Durden aus „Fight Club“, zu einer Ikone der Popkultur ins Gedächtnis des Zuschauers zu brennen. Jedoch wird Pitt zum erstaunen vieler nur zum Nebencharakter im Spiel. Der Österreicher Christoph Waltz (Herr Lehmann, Der alte Affe Angst) als Judenjäger Col. Hans Landa schafft es jeden an die Wand zu spielen, ohne jedoch unangenehm aufdringlich zu wirken. Im Gegenteil. Allein seine Anwesenheit lässt einem den Atem stocken und einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Sein ruhiges Schauspiel lässt jedem seiner Kollegen den Raum zu reagieren. Dies funktioniert auch bei fast jedem Akteur, jedoch leider nicht bei Diane Kruger (Troja), die als Filmstar Bridget von Hammersmark eher hölzern wirkt. Eine weitere positive Überraschung ist die französische Schauspielerin Mélanie Laurent (Der wilde Schlag meines Herzens) als Shosanna. Sie zeigt sich als jüdischer Racheengel. Vor allem zum Zeitpunkt an dem sich der Judenjäger Landa im Restaurant zu ihr setzt, zeigt sie eine zwar gewollt sehr Dialog karge, aber eindrucksvolle Leistung. Ob nun Eli Roth (Hostel), Till Schweiger (Kein Ohrhasen), Daniel Brühl (Good Bye, Lenin), Gedeon Burkhard (Der letzte Zug), Martin Wuttke (Tatort)… jeder dieser Schauspieler spielt seine Rolle mit Bravour und macht „Inglourious Basterds“ zu einem weiteren Tarantino-Kulthit.
Der Soundtrack ist wie Vorgänger-Filme von Tarantino, eine kleine Sammlung aus den 60er bis 70er Jahren Hits. Hier bediente er sich aber auch von seinen eigenen Soundtracks. So findet man auch ein paar Scores aus „Kill Bill“.
Fazit: „Inglourious Basterds“ ist endlich wieder ein Quentin Tarantino Film, mit großartigen Szenen und schauspielerische Leistungen. Tarantinos erwachsenster Film. Eine Pflicht für jeden Cineasten.
9/10 Punkte… Christoph Waltz mit einer wohl sicheren Oscar-Nominierung.
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